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Alfred Wanschou

Geschäftsführer der ALLPLAN Österreich GmbH

Alfred Wanschou, Geschäftsführer der ALLPLAN Österreich GmbH, spricht im Interview über die Herausforderung der Branchenentwicklung durch die fortschreitende Digitalisierung und über Faktoren, die für den Erfolg bei der BIM-Umsetzung entscheidend sind.

Herr Wanschou, welchen Einfluss wird Ihrer Meinung nach die COVID-19-Pandemie auf die Baubranche haben?

Die gesamte Bauindustrie wird in den kommenden Monaten maßgeblich von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie beeinflusst, z. B. durch Rohstoffknappheit, Kurzarbeit und Zulieferengpässe. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass schwierigere Zeiten sich auch auf die Innovationskraft einer Volkswirtschaft beschleunigend auswirken. Das wird die Digitalisierungsprozesse stärken.

In welcher Ausgangslage befindet sich die Bauindustrie in Österreich und was hat das mit BIM zu tun?“

Die Bauindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden strukturellen Wandel. Zeitgleich mit den wachsenden Anforderungen, die an unsere Kunden bei Planung, Bau, Betrieb und Rückbau von Gebäuden und Infrastruktur gestellt werden, nehmen auch die technologischen Möglichkeiten zu, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Bauherren, Planer, Bauunternehmer und Facility Manager erkennen zunehmend den hohen Wert modellbasierter Arbeitsmethoden und entdecken das synergetische Potenzial gemeinsamer Datennutzung. Dadurch entwickeln sich neue Anwendungsgebiete für BIM, die Einfluss auf die gesamte Wertschöpfung ‚Bau‘ haben.

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Herr Wanschou, wo sehen Sie die Herausforderungen bei dieser Branchenentwicklung durch die fortschreitende Digitalisierung?

Es wird wichtiger denn je sein, sich mit Projektbeteiligten ‚richtig‘ zu vernetzen und einheitlich zusammenzuarbeiten, z. B. das internationale Dateiformat IFC einzusetzen. Immer wieder kämpfen Unternehmen bei Projekten gegen dieselben Hindernisse an, wie wechselnde Planungspartner, fehlendes System-Know-how (2D vs 3D), fehlende einheitliche Ausbildung, unterschiedliche ‚BIM-Plattformen‘, diverse Cloudlösungen, projektabhängige Prozesse und fehlende Normungen. Ein Kulturwandel zwischen den Projektbeteiligten ist meiner Meinung nach Voraussetzung, um ein erfolgreiches BIM-Projekt umsetzen zu können.

Was macht den Unterschied aus zwischen Erfolg und Misserfolg bei der BIM-Umsetzung?

Zu den Erfolgsfaktoren zählt ein 3D-Modell, welches man bereits heute als gewissen Standard bezeichnen könnte. Die nächste logische Anforderung ist eine saubere Massenermittlung aus diesem Digitalen Zwilling, um Kosten nicht nur zu schätzen, sondern diese tatsächlich zu ermitteln. 

Projektbeteiligte und Fachplaner ergänzen dieses Modell und sorgen somit für Datendurchgängigkeit, was den Vorteil mit sich bringt, dass Fehler nicht mehr auf der Baustelle gelöst werden müssen, sondern bereits in der Planungsphase erkannt und bereinigt werden können. Die höchsten Einsparungspotenziale sind Zeit und dadurch auch Kosten. Die Entscheidungen des Bauherrn sollten immer die gesamten Lebenszykluskosten des Gebäudes berücksichtigen und nicht nur die reinen Investitionskosten, das 3D-Modell ermöglicht genau diese Entscheidungsgrundlage.

Wie sehen Sie das Verhältnis der Umsetzung der Digitalen Arbeitsweise in den Betrieben zwischen Klein- und Mittelständischen, sowie Großunternehmen?

 KMUs können wesentlich schneller agieren als Großunternehmen und sich durch die Umsetzung von BIM-Prozessen frühzeitig diesen Zukunftsmarkt sichern. 

Die Gewinner von diesem ‚Wettrennen‘ werden nicht zwangsweise die großen Unternehmen sein, sondern die schnellen. Genau diese Umstände machen es KMUs sehr einfach, Vorteile zu erarbeiten.

Mein persönliches Anliegen ist: Bei diesem Kulturwandel bzw. Megatrend ‚Digitalisierung‘ darf nicht nur von den ökonomischen Aspekten gesprochen, sondern es sollte auch der ökologische Aspekt berücksichtigt werden. Aufgrund einer von mir gerade durchgeführten Masterarbeit zum Thema ‚Digitalisierung in der Baubranche‘ sind mir die Problematiken dieses Wandels sehr gut bekannt und ökologisches und nachhaltiges Bauen wird ein großes Thema der Zukunft.

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