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Industrie 4.0

Data-driven Business Models

iStock/LuckyStep48

Die Entwicklung neuer Business Models ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Positionierung im Zuge der digitalen Transformation. Univ.-Prof. Dr. Kurt Matzler spricht über die Möglichkeiten, die Big Data, das Internet der Dinge und Artificial Intelligence mit sich bringen.

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Univ.-Prof. Dr. Kurt Matzler

Universität Innsbruck © Foto: Ilvy Rodler

Die Digitalisierung verändert Geschäftsmodelle in praktisch allen Branchen. Dabei sind drei Entwicklungen entscheidend: 1. Internet der Dinge. Eine McKinsey-Studie schätzt, dass die ökonomische Bedeutung des Internet der Dinge bis in das Jahr 2025 zwischen vier und elf Billionen Dollar liegen könnte – das wären etwa 11 Prozent der Weltwirtschaftsleistung. 2. Big Data. Nach einer Bitcom-Studie sehen rund drei Viertel der deutschen Unternehmen Big Data als eine wettbewerbsentscheidende Schlüsseltechnologie. 3. Eine Revolution in Algorithmen, Maschinenlernen und statistischen Rückschlüssen wird diese Daten synthetisieren, zu neuen Erkenntnissen, verbesserten Dienstleistungen und neuen Geschäftsmodellen führen.

Das Internet der Dinge

Dabei spielt das Internet der Dinge eine entscheidende Rolle. Es bedeutet die Verbindung der physischen mit der digitalen Welt. Es verbindet physische Objekte, erlaubt Datengenerierung in Echtzeit, führt über Data Analytics zu Mustererkennung, erlaubt durch Anwendung von Algorithmen und maschinellem Lernen automatisierte Entscheidungen und Prozesse, Vorhersagen und Steuerung in Echtzeit. Das Internet der Dinge wird Treiber von neuen Geschäftsmodellen und Ökosystemen. Ein ganzheitlicher Blick auf die Innovation des Geschäftsmodells ist dabei wichtig. Wer nicht in Geschäftsmodellen denkt, produziert Insellösungen und vergibt die Chance auf nachhaltige Wettbewerbsvorteile. Folgende vier Fragen sind dabei hilfreich:

1) Welchen Mehrwert bieten wir dem Kunden?

Das sollte die Ausgangsfrage jeder Geschäftsmodellinnovation sein. Steve Jobs formulierte es so: Sie müssen mit dem Kundenerlebnis starten und sich dann zur Technologie zurück arbeiten. Sie können nicht mit der Technologie starten, um dann irgendwie herauszufinden, was und wo sie verkaufen! Starten Sie ganz einfach mit der Frage: Was sind die „Painpoints“ des Kunden? Und wie können wir sie durch Digitalisierung in „Gainpoints“ verwandeln?

2) Mit welchen digitalen Angeboten erreichen wir diesen Mehrwert?

Der Aufzughersteller Schindler hat beispielsweise seine Aufzüge mit Sensoren ausgestattet, die täglich 200 Millionen Datenpunkte liefern. Im Rahmen seiner Vision „Leadership through Customer Service“ will man Komfort, Sicherheit, Effizienz, Energieverbrauch usw. deutlich verbessern. Auf Basis von Datenanalytik werden digitale Dienstleistungen geschnürt. Der Aufzughersteller weiß von Problemen mit den Aufzügen in Echtzeit, noch bevor es der Kunde weiß. Der Service ist im Schnitt um 22 Prozent schneller. Durch Predictive Maintenance lassen sich Stillstandszeiten weitgehend vermeiden. Und ein intelligentes Zuteilungssystem z.B. in großen Bürogebäuden, in denen sich MitarbeiterInnen mit Keycards identifizieren, sorgt dafür, dass Wartezeiten um 50 Prozent reduziert werden.

3) Wie können wir Prozesse hinter den digitalen Angeboten effektiver und effizienter gestalten?

Die generierten Daten werden bei Schindler aber auch dazu verwendet, die Prozesse zu automatisieren bzw. zu beschleunigen. Schindlers Monteure und Servicetechniker (fast 60 Prozent der Gesamtbelegschaft) sind über die DIGITAL TOOL CASE digital vernetzt. Das System generiert automatisch Arbeitsaufträge in Echtzeit auf Basis der Liftdaten, es erstellt automatisch den MitarbeiterInnen Arbeitsanweisungen (Material, Werkzeug) und berechnet den schnellsten Weg zum Kunden. Techniker haben Zugang zu Multimediadokumenten mit Tipps und Richtlinien für die Reparatur, sie haben online Zugang zum Lager von 40.000 Teilen und Zugang zu allen Liftdaten in Echtzeit.

4) Welche neuen Ertragslogiken ergeben sich aus den Daten?

Das Internet der Dinge und Big Data eröffnet viele neue Möglichkeiten der Monetisierung. Ein großer Trend ist zum Beispiel Product-as-a-Service. Rolls-Royce stellte auf „power-by-the hour“ um und wird nur für die Nutzungszeiten der Maschinen bezahlt.

Grundsätzlich gilt auch in der Digitalisierung: Niemand muss das Rad neu erfinden. 90 Prozent der Geschäftsmodellinnovationen sind nichts anderes als das Übertragen oder Rekombinieren von erfolgreichen Mustern aus anderen Branchen.


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