Der aktuell viel zu hohe Ressourcenverbrauch ist selbst der größte Treiber der Kreislaufwirtschaft, sagt Rainer Pamminger vom Forschungsbereich ECODESIGN an der TU Wien.
DI Dr. Rainer Pamminger
Senior Scientist, Forschungsbereich ECODESIGN, TU Wien
© Foto: TU Wien
Warum sollte man sich mit Kreislaufwirtschaft beschäftigen?
Der Erdüberlastungstag fand in Österreich heuer am 7. April statt. Noch in den 1970er-Jahren hat man aber genau so viele Ressourcen verbraucht, wie die Erde in einem Jahr regenerieren konnte. Beim aktuellen Ressourcenverbrauch würden wir aber fast vier Erden zur Deckung unseres Bedarfs benötigen. Wir haben schlicht und ergreifend keine andere Option als Kreislaufwirtschaft, weil wir nicht endlos Rohstoffe importieren können, sondern nutzen müssen, was da ist.
Wie funktioniert Kreislaufwirtschaft?
Prinzipiell unterscheidet man die Material-, Komponenten- und Produktebene. Wird lediglich das Material weitergenutzt, spricht man von Recycling. Am besten ist es aber, ganze Produkte wiederzuverwerten und weiterzunutzen, damit die für die Entwicklung und Herstellung benötigten Ressourcen erhalten bleiben.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?
In vielen Fällen ist sie mit noch mehr Energieverbrauch verknüpft. Sie kann aber auch einen Beitrag leisten. Das beweisen einerseits Sharing-Plattformen, aber auch Technologien wie Building Information Modeling. Damit wird es etwa möglich, ein digitales Abbild eines Gebäudes zu erstellen, das einen genauen Überblick über verwendete Komponenten liefert. Das erleichtert die Wiederverwertung und hilft dabei, Bauschutt – die größte einzelne Abfallquelle – zu reduzieren.
Wie ist der Status quo bei der Kreislaufwirtschaft?
Noch fehlen oftmals entsprechende Geschäftsmodelle bei den Unternehmen. Es gibt aber innovative Zugänge zu dem Thema. Das reicht von der Aufbereitung benutzter Laptops und Smartphones bis hin zur Vermietung von Produkten. Ein Hersteller von Bauwerkzeugen verkauft diese nicht mehr nur, sondern vermietet sie auch. Damit verändert sich auch das Produktdesign. Es wird viel wichtiger, schnell und einfach Geräte reparieren und Komponenten tauschen zu können. Generell gewinnt dieses Thema auch dank neuer EU-Verordnungen an Bedeutung. Und genau da setzen wir an und begleiten Unternehmen auf dem Weg zu kreislauffähigen und ressourceneffizienten Lösungen.