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Digitale Technologien

Weniger ist mehr – Smart Production spart Energie und Ressourcen

Eines von österreichweit zwei SAP Next Gen Labs inspiriert zu neuen Ideen im Smart Production Lab. (© FH JOANNEUM / Marija Kanizaj)

DI (FH) Dr. Magdalena Brunnhofer Dozentin (FH) / Senior Lecturer

DI Dr. techn. Barbara Mayer Leiterin Smart Production Lab

Digitale Technologien steigern Energie- und Materialeffizienz. Wie das funktioniert, erklären Magdalena Brunnhofer und Barbara Mayer vom Smart Production Lab der FH Joanneum.

Was kann man sich unter einem Smart Production Lab vorstellen?

Mayer: Mit unserem Standort in Kapfenberg ist die FH Joanneum seit mittlerweile 25 Jahren ein fester Bestandteil des dortigen Industrieclusters. Seit drei Jahren betreiben wir nun unsere Industrie-4.0-Lehr- und -Forschungsfabrik, die es möglich macht, Ausbildung und Industriekooperationen auf eine neue Ebene zu heben. Unser Studiengang „Industrial Management“ betreibt dabei das Smart Production Lab, das sich der Use-Case-bezogenen Entwicklung und Anwendung von Industrie-4.0-Technologien verschrieben hat.

Wie profitieren produzierende Unternehmen davon?

Brunnhofer: Digitale Fertigungstechnologien erlauben es, den Verbrauch von Energie und Ressourcen einzelner Anlagen und Prozesse, aber auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Echtzeit zu beobachten, nachzuverfolgen und zu optimieren. Damit lassen sich nicht nur mögliche Prozessverbesserungen erzielen, sondern auch völlig neue Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln. Gerade dieser Paradigmenwechsel von einem rein produzierenden Unternehmen zu einem Unternehmen, das Product-Service-Bundles anbietet, wird in der Industrie immer relevanter, um sich von Mitbewerben abzuheben. Die Erarbeitung solcher Produkt-Service-Kombinationen für die Industrie ist darum auch ein wichtiger Bestandteil unserer Forschungsaktivitäten am Institut.

06_SPL_Team: v.l.n.r.: Martin Tschandl, Leiter des Instituts Industrial Management, Laborleiterin Associate Professorin Barbara Mayer, FH-Professor für IT-Security Klaus Gebeshuber und Sonja Gögele, Leiterin des Instituts Internet-Technologien & -Anwendungen. (© FH JOANNEUM / Marija Kanizaj)

Wie schaut es damit in der Praxis aus?

Brunnhofer: Untersuchungen zeigen, dass in der Praxis große Einsparungsmöglichkeiten hinsichtlich Energie- und Materialeffizienz durch Digitalisierung gegeben sind. Use Cases hierfür können beispielsweise die Verringerung des Stromverbrauchs oder des Materialeinsatzes, die Vermeidung oder Verminderung von Abfällen oder die Reduktion fehlerhafter Teile und damit von Ausschuss sein. Das Einsparungspotenzial liegt bei vielen Unternehmen zumeist bei bis zu 25 Prozent, oft auch darüber. Obwohl sich Unternehmen dieser Potenziale durchaus bewusst sind, ist die Implementierung in der Praxis derzeit noch nicht weit fortgeschritten. Best-Practice-Beispiele zeigen jedoch, wie es erfolgreich gehen könnte: Energiemanagement-Dashboards, die Energiedaten der Produktion zusammenführen, digitale Produktionsplanung, intelligente Facility-Management-Tools zur Planung und Optimierung von Wartungs- und Reparaturmaßnahmen. Durch proaktive Wartung und Instandhaltung lassen sich Ausfallzeiten reduzieren und Energie- und Materialeffizienz verbessern.

Welche Rolle spielt das Smart Production Lab hierbei für österreichische KMU?

Mayer: Wir arbeiten gemeinsam mit unseren Studierenden an konkreten Use Cases unserer Kunden – von KMU bis zum Global Player. Dabei gibt es große forschungslastige und kleinere anwendungslastigere, anschauliche Bausteine. Diese bieten unseren Studierenden, aber auch KMU die Möglichkeit, einen niederschwelligen Einstieg in die Welt von Industrie 4.0 zu finden und die Potenziale dieser Technologien zu erkennen. Wir verstehen uns als Drehscheibe zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und wollen so einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts Österreich leisten.

Was würden Sie KMU raten?

Mayer: Nicht einfach in Technologien hineinhüpfen, sondern sich wirklich überlegen, was Sinn macht: Wie kann Mehrwert entstehen? Welches Problem möchte ich lösen? Damit Industrie 4.0 für Unternehmen wirklich wertvoll ist, müssen die Technologien strategisch eingebettet werden.

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