Home » Landwirtschaft » Chancen und Potenziale der Digitalisierung
Landwirtschaft 4.0

Chancen und Potenziale der Digitalisierung

Shot of a farmer using a digital tablet on his farm
Shot of a farmer using a digital tablet on his farm
iStock/PeopleImages

Digitalisierung, Smart oder Precision Farming werden in der Landwirtschaft intensiv diskutiert. Ein Arbeiten ohne Internet und Smartphone ist auch hier nicht mehr vorstellbar.

avatar

Heinrich Prankl

Leiter für Forschung und Innovation, Francisco Josephinum, Wieselburg © Foto: Francisco Josephinum

Die Ausrüstung moderner Traktoren, Maschinen und Geräte mit Elektronik und Informationstechnologien eröffnet viele Möglichkeiten in der Planung und Dokumentation der Arbeitsabläufe. Allerdings wird gern infrage gestellt, ob sich die Investitionen in neue Technologien in der kleinstrukturierten Landwirtschaft Österreichs überhaupt rechnen. So bearbeitet der durchschnittliche Betrieb in Österreich lediglich eine landwirtschaftliche Nutzfläche von etwa 20 Hektar, lediglich 8 Prozent der Betriebe bewirtschaften eine Fläche mit mehr als 50 Hektar. Dabei geht es aber um viel mehr, als nur um die Investition in eine neue Maschine!

Neue Technologien

Mit Spurführungssystemen auf Satellitenbasis (sog. GNSS) können nicht nur exakt gerade Pflanzenreihen angelegt werden, sondern der Traktor weiß auch genau, wo er sich am Feld befindet. Dies ist Voraussetzung für viele weitere Anwendungen, z.B. die Teilbreitenschaltung. Da die Form der Felder nicht immer rechteckig ist, kann die Arbeitsbreite z.B. bei Düngerstreuern, Pflanzenschutzgeräten oder Sämaschinen schrittweise verringert werden, was sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile hat. Bei der teilflächenspezifischen Bewirtschaftung wird die Ausbringmenge z.B. bei der Düngerausbringung abhängig vom Standort verändert.

In großen selbstfahrenden Arbeitsmaschinen und Traktoren werden Telemetriesysteme verbaut. Durch eine Internet-Verbindung kann nicht nur die Arbeit dokumentiert, sondern auch im Fehlerfall auf ein Problem rasch reagiert werden. Mit Hilfe der Sentinel-Satelliten im Copernicus-Programm der EU können z.B. die Bodenbedeckung ermittelt und der Wachstumsverlauf ausgewertet oder Teilflächen gebildet werden. Die Verwendung von Drohnen für Analysezwecke oder für die Ausführung geeigneter Tätigkeiten (beispielsweise die Trichogramma-Ausbringung im Mais) ist eine weitere Entwicklung, die immer kostengünstiger wird.

Unterstützende Tools

All diese Technologien haben eines gemeinsam: Sie produzieren viele Daten über die Produktionsweise des Betriebes, die nun gezielt ausgewertet werden müssen. Dadurch besteht die Chance, die Wirtschaftsweise im eigenen Betrieb zu verbessern, Fehler zu erkennen oder schlicht und einfach bessere Entscheidungen zu treffen. Wertvolle Dienste dazu leisten Software-Anwendungen, die sogenannten Agrar-Apps: Sie bieten eine Unterstützung z.B. bei Düngung, Pflanzen- oder Schädlingserkennung oder Anwendungen zu Preisentwicklungen am Agrarmarkt, Wetterdiensten, Herdenmanagement, Tiergesundheit, Einstell- oder Auswahlhilfen für Maschinen, Flächenvermessung, u.v.a.m. Meist sind diese kleinen Softwaretools aber Insellösungen ohne Anbindung an ein Managementsystem.

Verbesserte Datenverarbeitung

Wesentlich leistungsfähiger sind Farmmanagement- und Informationssysteme (FMIS). Diese stellen ein zentrales Werkzeug im Datenmanagement der landwirtschaftlichen Betriebsführung zur strategischen Planung und Entscheidung dar. In der Vernetzung vieler Daten des Betriebes oder externer Informationen wird der Betrieb als Gesamtsystem dargestellt, um Betriebsabläufe zu optimieren.

Funktionell dienen Farmmanagementsysteme den Landwirten als eine fundierte Hilfestellung zur Entscheidungsfindung im Produktionsprozess auf Basis der zielgerichteten Datenerfassung und -analyse. Aus ebendieser ergeben sich Steigerungspotenziale hinsichtlich der Effizienz vor allem durch nachhaltige Ertragsoptimierung. Kostengünstige Systeme nutzen die GPS-Funktion von Smartphones, um die landwirtschaftlichen Tätigkeiten vollautomatisch dokumentieren zu können. Nach eigener Abschätzung dürften derzeit bereits 5–10 Prozent der Landwirte digitale Dokumentationssysteme oder eben Farmmanagementsysteme nutzen.

Erfahrungsaustausch

Im BMNT wurde eine Plattform „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ eingerichtet, die die Möglichkeiten und Chancen bewertet. Ein gleichnamiger Bericht dazu wurde im November 2018 präsentiert und bietet vielfältige Ansatzpunkte.

Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, die genutzt werden sollten, um den Betrieb besser organisieren und optimieren zu können. Dass damit nicht notwendigerweise hohe Investitionen notwendig sind, zeigen die Möglichkeiten am Markt. Offenes Interesse ist der erste wesentliche Schritt! Lassen Sie uns gemeinsam die Chancen der Digitalisierung ergreifen!


Nächster Artikel