Landwirtschaft 4.0 ist das neue Schlagwort in der Agrarbranche. Doch was steckt dahinter und wie kann es gelingen, die Digitalisierung in der Landwirtschaft aktiv mitzugestalten?
Die Digitalisierung hat von unser aller Leben längst Besitz
ergriffen. Egal, ob im Beruf oder im Privatleben – ohne Digitalisierung
kommt heute niemand mehr aus. Und nach der Industrie 4.0 ist jetzt auch
die Landwirtschaft gefragt, den nächsten Schritt zu wagen. Denn
Landwirtschaft 4.0 kann mehr, als man denkt.
Intelligentes Datenmanagement
In der Landwirtschaft fallen riesige Mengen an Daten an. Egal, ob es um die Viehzucht, die Milchwirtschaft oder den Ackerbau geht. Bisher wurden diese Daten vom Bauer selbst erkannt, erfasst und mit seiner Erfahrung und nach seiner Einschätzung weiter verarbeitet. Es ist aber schlichtweg nicht immer möglich, in jedem Bereich der eigenen Landwirtschaft alle Daten und Fakten ständig im Kopf zu haben. Doch das ist in Zeiten der Landwirtschaft 4.0 auch nicht mehr nötig. Durch smarte Softwarelösungen werden zu fällende Entscheidungen durch das gezielte Erfassen und optimale Auswerten und Analysieren gesammelter Daten nämlich deutlich erleichtert. Diese Optimierung in den Abläufen führt naturgemäß auch zu einer Ertragssteigerung und somit am Ende des Tages zu einem deutlich größeren Plus auf der Habenseite.
Dünge- und Pflanzenschutz
Besonders im Ackerbau spielen Dünger und Pflanzenschutzmittel eine große Rolle. Und jeder Brancheninsider weiß, wie teuer der Einsatz dieser Substanzen, die in den meisten Fällen der Ertragsoptimierung dienen, auf das gesamte Jahr gerechnet dem Landwirt kommt. Doch es gibt Abhilfe. Dank der vielzitierten Landwirtschaft 4.0 ist es möglich, mit maßgeschneiderten Software-Lösungen den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln zu planen und zu optimieren. Auf dem Acker arbeiten sensorgesteuerte Landmaschinen mit GPS-Unterstützung.
Das ermöglicht dem Landwirt, die Entwicklung und die Nährstoffversorgung seiner Nutzpflanzen punktgenau zu beobachten und auch zu steuern. Das steigert den Ertrag. Und es wird nur genau so viel Dünger und Pflanzenschutzmittel verwendet, wie unbedingt nötig. Das schont nicht nur die Finanzen des landwirtschaftlichen Betriebs, sondern ist auch ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz.
Viehwirtschaft
Aber nicht nur auf dem Feld helfen intelligente Software-Lösungen bei der Optimierung des landwirtschaftlichen Alltags. Auch im Stall kann die Landwirtschaft 4.0 ihre Vorteile weiter ausbauen. So können etwa die Leistungs- und Gesundheitsdaten jedes einzelnen Tiers digital erfasst und ausgewertet werden. Das ermöglicht dem Landwirt und dem behandelnden Tierarzt eine optimale, individuelle Betreuung eines jeden Nutztiers.
Mit einer digitalen Fütterungsanlage etwa wird eine leistungsoptimierte Ernährung eines jeden einzelnen Nutztiers erreicht. Auch Krankheiten können frühzeitig erkannt werden, etwa wenn ein Tier plötzlich auffallend wenig frisst. Und Bewegungssensoren schlagen Alarm, sollte ein Tier ungewöhnlich ruhig oder übermäßig aktiv sein. So lässt sich mit der Digitalisierung des Stalls nicht nur das Tierwohl steigern – auch für den Bauern wird der Arbeitsalltag vereinfacht. Er weiß ständig und zeitnah, was bei ihm im Stall los ist und wie es seinen Tieren geht.
Apps am Acker
Beinahe jeder nutzt heute ein Smartphone in Beruf und Freizeit und genau da knüpfen Landwirtschafts-Apps an, die zahlreiche unterschiedliche Daten und Fakten rund um den eigenen Ackerbau zusammenführen und mit dem Landwirt vernetzen. So lässt sich beispielsweise vom Büro aus der Status quo der Felder samt den darauf befindlichen Nutzpflanzen ablesen. Auch das Wetter und seine zunehmenden Extreme spielen eine immer größere Rolle. Dank Wetter-Apps können etwa die genaue Lage der von Unwettern betroffenen Gebiete mit der Position der Felder abgeklärt werden. Frühzeitige Warnsysteme ermöglichen es dem Landwirt, rechtzeitig zu handeln. Dadurch ergibt sich auch eine bessere Planungssicherheit, was den Ertrag oder den idealen Zeitpunkt für die Ernte angeht.
Fortbildung
Die Zeit schreitet unablässig voran und niemand bleibt gern zurück. Doch um die Digitalisierung in der Landwirtschaft nicht an sich selbst und dem eigenen Betrieb vorüberziehen zu sehen, sondern sie aktiv mitgestalten zu können, bedarf es ständiger Fort- und Weiterbildung. Denn bisher so bekannte Felder wie die Nutztierhaltung, die Landmaschinentechnik oder der Pflanzenbau werden dank Landwirtschaft 4.0 deutlich facettenreicher und komplexer. Und natürlich darf bei der Weiterbildung heimischer Landwirte auch der Bereich Smart Farming rund um die digital gesteuerte Präzisionslandwirtschaft nicht fehlen. So gelingt es, auch in Zukunft das Beste für sich und den eigenen Betrieb rauszuholen.