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Land der Äcker – zukunftsreich nur mit unseren Bauern!

© Foto: Land schafft

Was wäre Österreich ohne unsere Bauern, ihre Äcker, Felder, Wiesen, Almen, ihre Rinder, Schweine, Hühner, Schafe usw.? Eine absurde Frage. Schließlich ist nicht anzunehmen, dass unsere Heimat einmal ohne Bauern „dastehen“ würde. Wirklich?

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Hannes Royer

Bergbauer und Obmann von Land schafft Leben © Foto: Land schafft Leben

Dazu ein paar Fakten, die noch immer viel zu wenig gewusst werden. Allein im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts hat ein Viertel aller landwirtschaftlichen Betriebe aufgehört. Im Schnitt seit dem EU-Beitritt zehn Bauernhöfe pro Tag. Dieser Trend hält in abgeschwächter Form an.

Bewusstsein entscheidet

Jetzt bin ich selber Bauer und mache mir schon lange Gedanken, was dieser traurigen Bilanz entgegengesetzt werden könnte. Der einfache Schluss: Wir alle entscheiden durch unser Kaufverhalten, durch unseren (bewussten) Konsum über die Zukunft unserer Landwirtschaft mit. Und da nehme ich mich und alle meinen bäuerlichen Standeskollegen nicht aus. Für uns Bauern gilt: Wenn wir erkennen, dass unser Produkt vom Konsumenten zu wenig nachgefragt wird, dann dürfen wir vielleicht auch darüber nachdenken, wie und was wir anbieten.

Regionalität im Großen

Der heimische Konsument kauft im internationalen Vergleich (noch) weit überdurchschnittlich „patriotisch“. Er weiß, dass Herkunft Österreich mit kontrollierter Qualität einhergeht. Was für den privaten Kunden gilt, gilt leider nicht im selben Ausmaß für den Großkunden. In der Gastronomie und Hotellerie, in den vielen Großküchen unseres Landes fehlt leider das breite Bekenntnis zu heimischer Qualität. Regionalität ist hier oft nur ein Marketing-Schlagwort, das genauerer Überprüfung nicht standhält. Fleisch, Eier, aber auch Obst und Gemüse sind oft genug nicht regionaler Herkunft, sondern werden von dort her bezogen, wo sie am billigsten sind. Dabei hätte gerade die Tourismuswirtschaft hier im eigenen Interesse gute Gründe, großflächig umzudenken. Was ich damit andeute, erzähle ich am besten anhand eines der „Leitprodukte“ der alpinen Landwirtschaft, der Kuh.

Touristisches Leittier

Eine Kuh liefert zu Lebzeiten Milch, Butter, Käse, sie gibt uns ihre Kälber und am Ende noch sich selbst. Die Kuh liefert aber neben den essbaren Benefits für die touristische Region noch einen Nebennutzen, der sich bei näherem Hinsehen rasch als die Hauptsache entpuppt. An der Kuh hängt nämlich ein ganzer Rattenschwanz an Konsequenzen für den Tourismus. Die Kuh und der Bauer, der sie hält, halten nicht weniger als den Schlüssel zur touristischen Verwertbarkeit in Händen. Ohne Kuh, ohne Bauern verlieren gerade die Tourismusregionen sehr schnell, was sie derzeit ganz grundsätzlich attraktiv macht. Die landschaftliche Schönheit nämlich, die uns Einheimischen oft gar nicht mehr auffällt, die aber die Herzen unserer Gäste höher schlagen lässt. Neben unseren Berggipfeln ist es die Kulturlandschaft, die unmittelbar darunter anschließt, die dem Auge gefällt, weil sie Ruhe und Anhaltspunkte spendet. Die Almen, die bewirtschafteten Bergbauernhöfe und schließlich die ebenfalls gepflegten Talböden sind dem wandernden Fuß gangbarer Weg und erreichbares Ziel.

Bedeutung des Agrarsektors

Wir von Land schafft Leben schaffen Bewusstsein für die vielfältigen Leistungen unserer Bauern. Dadurch ermöglichen wir ein neues Verständnis für die Zusammenhänge innerhalb der Lebensmittelproduktion

Dort, wo beispielsweise Almen nicht mehr bewirtschaftet werden, wächst das Kulturland einfach zu. Es verbuscht, es verwaldet, es versteppt. Das geht ruckzuck. Und die schöne Landschaft, die nicht nur unserem Auge so sehr gefällt, sondern auch den Millionen Touristen, die Milliarden Euro in unser schönes Land tragen, ist dahin (Umsatz in der Tourismuswirtschaft über 20 Milliarden Euro!). Diese Umwegrentabilität ist ernsthaft in Gefahr, wenn immer mehr Ungunstlagen nicht mehr bäuerlich genutzt werden. Der touristische Mehrwert unseres schönen Landes beruht nicht zum geringen Teil auf fleißigen Kuh-, Schaf- und Ziegenmägen und ungeheurem Arbeitsaufwand vonseiten der Bauern, Senner und Almhirten. Wenn Wirtschaftsexperten vorrechnen, wie lächerlich unbedeutend und unproduktiv die alpine Landwirtschaft im Vergleich zu den anderen Sektoren sei, welch geringe Wertschöpfung darin liege, dann denk ich mir immer: Ihr wollt aber schon auch Wandern gehen und Skifahren und vom Wertschöpfen und Geldscheffeln mal ausspannen in der schönen Landschaft?

Bio und nicht so bio

Was ich von der Kuh sage, gilt natürlich für die ganze Palette von tierischen und pflanzlichen Produkten unserer Bauern. Bio oder konventionell ist dabei nicht so fundamental entscheidend, wie so manche denken. Das sage ich als Bio-Bauer! Ich bin fest davon überzeugt, dass wir beide Produktionsweisen brauchen. Dass wir Bio-Bauern nur gemeinsam mit der Mehrheit unserer konventionellen Kollegen neue Kapitel in der Erfolgsgeschichte der österreichischen Landwirtschaft schreiben können. Dass wir zusammen diese Geschichte erzählen und leben müssen, wenn wir jene erreichen wollen, die uns bisher ihr Ohr noch nicht geliehen haben.


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