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Landwirtschaft

Neue Chancen für die Landwirtschaft

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Moosbrugger

Präsident Landwirtschaftskammer
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Wer offenen Auges durch Österreich reist, lernt die herrliche, gepflegte Landschaft samt kulinarischer Vielfalt zu schätzen. Bei Einwohnerinnen und Einwohnern und Urlaubsgästen gefragt sind lebendige Almen, Wälder und Felder, Seen mit Trinkwasser-qualität und regionale Spezialitäten. All das entsteht jedoch nicht von selbst, sondern ist eng mit der aufwändigen Arbeit unserer österreichischen Land- und Forstwirtschaft verbunden. Versorgungssicherheit durch beste Lebensmittel, nachhaltige Energie und Rohstoffe sollte auch nicht primär als Luxus, sondern vielmehr als unverzichtbare Lebensgrundlage für die Zukunft verstanden werden. Steigende Anforderungen bei sinkendem Wertschöpfungsanteil für die Bäuerinnen und Bauern sind jedoch ein Faktum, auf das Politik und Gesellschaft genauso wie die bäuerlichen Familienunternehmen reagieren müssen. Erstere ist gefordert, wirtschaftliche Zukunftsperspektiven für die Höfe zu bieten. In der Wertschöpfungskette braucht es verlässliche Partnerschaften mit einem fairen Anteil für alle – so auch für die Bäuerinnen und Bauern.

Die bäuerlichen Familienunternehmen selbst verfolgen unterschiedliche Strategien, um der Gefahr von immer mehr Leistung für weniger Lohn entgegenzutreten. Spezialisierung, um die Kosten zu senken, oder Diversifizierung zwecks Risikostreuung sind gegeneinander abzuwägen. Angesichts von Corona und Klimaverschlechterung haben bäuerliche Familienunternehmen gute Erfahrungen damit gemacht, auf mehrere Standbeine zu setzen. Unterschiedlichste Produkte werden erzeugt und mitunter auch selbst verarbeitet und vermarktet. Wofür unsere bäuerlichen Familienunternehmen generell stehen ist die hohe Qualität. Nicht umsonst hat sich Österreichs Landwirtschaft als Feinkostladen bzw. Tierwohl-, Nachhaltigkeits- und Bioweltmeisterin einen Namen gemacht. Und wir sollten bedenken: Was in unserem Einkaufswagen und Kühlschrank bzw. auf unserem Teller liegt, entscheidet mit darüber, wie produziert wird, wie es den Tieren geht und ob unser Land nachhaltig und flächendeckend gepflegt wird.

Allgegenwärtig ist heutzutage das Thema Digitalisierung – in Betriebsführung und Vermarktung, genauso wie in Bildung, Beratung und anderen Bereichen. Eine Umfrage hat hier deutlich gezeigt, dass die Bäuerinnen und Bauern digitalen Anwendungen nicht nur offen gegenüberstehen, sondern diese auch bereits in erheblichem Ausmaß nützen. Klarerweise passt nicht jede Technik zu jedem Betrieb; die Kosten-Nutzen-Relation muss passen. Besonders erfreulich ist es in jedem Fall, wenn digitale Anwendungen zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten führen und Tierwohl und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen. Automatische Fütterungssysteme werden beispielsweise von den Tieren geschätzt, weil sie laufend fressen können. Und Kühe etwa, die sich wohlfühlen, geben mehr Milch und sind gesünder. Die Bäuerinnen und Bauern freut auch die Arbeitserleichterung, es bleibt mehr Zeit für andere Aufgaben bzw. die Tierbetreuung selbst. Ähnliches gilt auch für automatische Ausmist-, Einstreu- und Tiergesundheits-Monitorings oder Melksysteme. Auch wenn in der kleinen österreichischen Betriebsstruktur die damit verbundenen Investitionen oft nur schwer zu stemmen sind, stellen Digitalisierung und Innovation wichtige Zukunftsfelder dar, die auch der Landwirtschaft und Gesellschaft enorme Chancen bieten.

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