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Nachhaltige Logistik

„Wir brauchen einen Generalverkehrsplan für die City-Logistik!“

Transport bicycle with big cargo box
Transport bicycle with big cargo box
iStock/Tatabrada

Große Verkehrskonzepte – das wünscht sich Heinz Pechek, Vorstand des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich, für die Zukunft der City-Logistik. Im Interview spricht der Logistikexperte außerdem über Herausforderungen, Umweltfreundlichkeit und Innovationen.

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Dkfm. Heinz Pechek

Vorstand des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich

Urbanisierung, veränderter Konsum und steigendes Klimabewusstsein haben nicht zuletzt auch Auswirkungen auf den Güterverkehr. Welche Herausforderungen ergeben sich für die Logistik in Ballungszentren?

Aufgabe der Logistik ist es, Güter verfügbar zu machen. Die Menschen, die in den Ballungszentren leben, müssen versorgt werden. Egal, ob man in ein Restaurant oder in den Supermarkt geht, muss alles da sein, was man erwartet. Dies gilt ebenso für den industriellen und gewerblichen Bereich, wenn wir Unternehmen nicht komplett aus dem urbanen Bereich verbannen wollen.

Es müssen die Gewerbebetriebe mit allen Produkten und Leistungen versorgt werden, die sie für die Produktion brauchen und die fertigen Produkte müssen zum Kunden transportiert werden können. Und dafür braucht es leistungsfähige Verkehrswege! Dafür die richtigen Konzepte zu entwickeln und umzusetzen, ist oberste Aufgabe der Kommunalwirtschaft gemeinsam mit Planern und Nutzern. Innovation, Kreativität und auch Hausverstand sind gefordert.

Was sind die aktuellen Kernprobleme in der City-Logistik?

Im Wesentlichen ist es eine Schnittstellen- und Verkehrsflussproblematik. Wie gesagt, Aufgabe der Logistik ist es, Verfügbarkeiten zu schaffen sowie Waren- und Leistungsströme zu planen und zu gestalten. Dementsprechend muss die Logistik dafür sorgen, dass Verkehrswege und Verkehrsmittel, Flächen und Parkräume sowie Hubs und Umschlagzonen vorhanden sind. Es werden Terminals am Stadtrand, aber auch in Randbezirken oder Bezirkszentren benötigt, um Güter aus dem Fernverkehr umladen zu können. Natürlich müssen alle Umweltauflagen eingehalten werden.

Welche infrastrukturellen Maßnahmen müssen gesetzt werden, damit die Logistik in Ballungszentren auch in Zukunft funktionieren kann?

Wir müssen die Verkehrswege ausbauen und Abstell- und Umschlagsflächen anbieten. Für die Fernlogistik müssen Hubs, die entweder gemein- oder privatwirtschaftlich organisiert werden, zur Verfügung stehen. Denn 20-40-Tonner haben in der Stadt natürlich nichts verloren – außer, es lässt sich im Ausnahmefall gar nicht anders bewerkstelligen.

Was wünschen Sie sich in diesem Sinne von der Politik?

Es müssen Verkehrswege geschaffen werden, die von City-Logistik-gerechten Fahrzeugen genutzt werden können. Warum denn nicht wieder Güterwaggons auf den Wiener Linien? Das gab es schon einmal und hat sich gut bewährt. Wichtig sind neben den Hubs auch produktionsnahe Anlieferzeiten. Wir müssen dieses Thema gemeinsam mit Industriebetrieben, Produzenten, Kaufhäusern, Lebensmittelunternehmen, Wirtschaftskammer, Stadtplanung und – gerade in Österreich – Tourismuswirtschaft aufgreifen und smarte Lösungen für die Zukunft überlegen. Was wir brauchen, ist daher ein Generalverkehrsplan für die City-Logistik!

Stichwort Klimabewusstsein: Wie können Warenbewegungen umweltfreundlicher und nachhaltiger werden?

Ein flüssiger Verkehr ist umweltfreundlicher. Leider kommt man um den Verkehr selbst nicht herum, da dieser für Wirtschaft und Lebensqualität unabdingbar ist. Wir können aber dafür sorgen, dass weitestgehend umweltfreundlichere Fahrzeuge zum Einsatz kommen, etwa schadstoffarme LKWs. Dort, wo es möglich ist, können auch Elektrofahrzeuge verwendet werden. Außerdem kann man sowohl im Langstreckenverkehr als auch im flächendeckenden Verkehr so viel wie möglich mit der Bahn organisieren.

Das ist überhaupt keine Frage! Die Kombination aus Bahn und LKW ist außer Frage sinnvoll. Daneben ist eine optimierte Routen- und Ladeplanung sicherlich zukünftig ein großes Thema. Alles was elektronisch gesteuert werden kann, etwa mittels Routenoptimierung, hilft der Umwelt, weil dadurch weniger Treibstoff verbraucht wird. So erreichen wir weit weniger Umweltbelastung und sind zusätzlich auch schneller!

Sie sprechen damit natürlich auch Trends an, die Logistik-intern gerade vorherrschen. Wie sieht es diesbezüglich etwa in den Bereichen Lagertechnik, Lagerhilfsmittel und Betriebseinrichtungen aus?

Die Industrie 4.0 ist mittlerweile schon sehr weit – ich sage nur die Stichworte Digitalisierung und Roboterisierung. Etwa wenn es darum geht, auf den Lagerplatz zuzugreifen oder mit Stapelfahrzeugen oder Drohnen selbstgesteuerte Wege und Routen zu optimieren. Der zweite Paradigmenwechsel durch Automatisierung und Digitalisierung in der Logistik ist voll angelaufen!

Welche Innovationen sind in den nächsten Jahren in der City-Logistik zu erwarten?

Innovationen werden in den Bereichen Material-, Güter- und Verkehrsfluss kommen. Ware soll dort ankommen, wo sie gebraucht wird und zwar so schnell, so kostengünstig und so ökologisch wie möglich. Und Menschen müssen sich auch bewegen, müssen dorthin, wo sie gerade ihren Interessensmittelpunkt haben. City-Logistik beinhaltet also beides: Personen und Güter – auch das sollte in einem Generalverkehrsplan für City-Logistik beachtet werden!

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