Home » News » Nachhaltigkeitsforschung zur Sicherung der Ernährungsbasis unserer Wiederkäuer
Landwirtschaft

Nachhaltigkeitsforschung zur Sicherung der Ernährungsbasis unserer Wiederkäuer

Versuch Seed-Mix. Auf der Suche nach der Grünland-Saatgutmischung für die Zukunft. Foto @ HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Grünland ist mit 1,34 Millionen Hektar die flächenstärkste landwirtschaftliche Kulturart in Österreich. Mit seiner ökologisch so wichtigen Vielfalt an Nutzungstypen und Pflanzengesellschaften ist Grünland die wesentliche Grundlage der Versorgung unserer Wiederkäuer mit Grundfutter und damit die wirtschaftliche Basis für die Produktion von Milch und Fleisch. Grünland sichert aber auch wichtige Ökosystemleistungen, wie unter anderem sauberes Trinkwasser, Biodiversität und eine Kulturlandschaft mit höchstem Erholungswert.

DI Dr. Bernhard Krautzer

Leiter Institut für Pflanzenbau und Kulturlandschaft 
HBLFA Raumberg-Gumpenstein
Foto: HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Die Qualität und Ertragsfähigkeit des Wirtschaftsgrünlandes (Wiesen und Weiden mit drei und mehr Nutzungen pro Jahr) bauen auf der Verwendung von Saatgut hochwertiger, ausdauernder Gräser und Kleearten auf, die den Klima- und Standortverhältnissen in Österreich möglichst gut angepasst sind. Diese Verhältnisse befinden sich jedoch in starkem Wandel. Ein weltweit einmaliges Experiment am Institut für Pflanzenbau der Forschungsanstalt HBLFA Raumberg-Gumpenstein zur Simulation der zu erwartenden Klimaänderungen (Projekt ClimGrass) macht einen Blick auf die künftigen Auswirkungen des Klimawandels auf das österreichische Grünland möglich. Zusammengefasst ist zu erwarten, dass der Temperaturanstieg bei einer gleichzeitigen Zunahme niederschlagsfreier Perioden einen erhöhten Trockenstress und damit verbunden deutliche Ertragsrückgänge auf Grünlandflächen hervorrufen wird, mit allen daraus resultierenden ökonomischen Folgewirkungen. 

Versuch ClimGrass. Klimafolgenforschung im Grünland Foto © HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Diese schon für die nahe Zukunft zu erwartenden Veränderungen erfordern daher eine intensive Erforschung von Strategien, um die Nachhaltigkeit in der Grünlandbewirtschaftung zu sichern. Basis dafür wird die Verwendung von Saatgutmischungen aus Grünlandgräsern und Kleearten sein, die auch unter den geänderten Bewirtschaftungs- und Klimabedingungen nachhaltig gute Erträge und beste Futterqualität liefern. 

In einem langfristig angesetzten Zuchtprojekt der HBLFA Raumberg-Gumpenstein werden trockenheitsverträgliche, krankheitsresistente und langlebige Gräser- und Kleesorten aus Zuchtmaterial von heimischen Wiesen entwickelt. Regionales Pflanzenmaterial, das schon von Natur aus über Jahrzehnte und länger an bestimmte Standortsbedingungen angepasst ist, bringt dabei für den/die Züchter:in einen deutlichen Mehrwert gegenüber Material mit unbestimmter Herkunft. 

Mittelfristig werden neue, bisher noch nicht in Grünland-Saatgutmischungen verwendete, Arten – im Verbund mehrerer Forschungseinrichtungen – auf ihre qualitativen Eigenschaften geprüft und bundesweit in unterschiedlichen Klimaregionen in Versuchsmischungen eingesetzt. Die daraus gewonnenen Daten geben Rückschluss auf die Möglichkeiten der künftigen Verwendung dieser Arten.

Grünland sichert die Ernährungsbasis von Wiederkäuern. Foto © HBLFA Raumberg-Gumpenstein

In einem groß angelegten, mehrjährigen Screening an mehreren Standorten werden viele international bereits verfügbare Gräser- und Kleesorten auf ihre Eigenschaften in Hinblick auf Krankheitsresistenz, Trockenverträglichkeit, Ausdauer, Ertrag und Qualität unter österreichischen Klima- und Standortsbedingungen geprüft. Mit diesem Wissen können schon heute Qualitäts-Saatgutmischungen für das Grünland mit dem besten verfügbaren Spektrum an geeigneten Arten und Sorten zusammengestellt werden.

Ausgestattet mit den aus den Projekten gewonnenen Informationen und Zuchtmaterialien wird es gelingen, das österreichische Grünland in seiner Vielfalt zu erhalten und mittels angepasster Saatgutmischungen als qualitativ hochwertige Ernährungsbasis für unsere Wiederkäuer nachhaltig zu sichern. 

Nächster Artikel